Datterich – „Ich mahn,  ich mißt Ihne kenne.“

Wer ist eigentlich dieser Datterich? Und was ist ein „vasteckte Dorscht“?

Der Datterich ist mehr,  als nur die namensgebende Figur in einem Theaterstück, er ist Kulturgut und ein Teil der Identität Darmstadts. Aber wie kam es dazu? Eine Kurzbiographie des Autors Ernst Elias Niebergall von

Kornelius Luther

(Dramaturg der aktuellen „Datterich“  Inszenierung)

Ernst Elias Niebergall, geboren 1815 als jüngstes von sieben Kindern einer Darmstädter Mutter und eines aus Thüringen zugezogenen Kammermusikers, wurde schon mit elf Jahren zum Waisenkind. Nach einer mühsamen Schulzeit studierte er Theologie, um seine berufliche Zukunft zu sichern und schloss sich der Studentenverbindung Palatia an. Diese wurde jedoch verboten und ihre Mitglieder wegen angeblich staatsgefährdender Umtriebe verklagt. Aufgrund seines schwebenden Verfahrens konnte Niebergall sein Studium zunächst nicht beenden. Er zog nach Dieburg, wo er als Privatlehrer bei der Familie des Forstmeisters arbeitete. In dieser Zeit ab 1835 erschienen seine ersten Erzählungen im Rheinischen Boten und in der Didaskalia, der Unterhaltungsbeilage des Frankfurter Journals, die Dummbach im Gegensatz zum Politikressort

wohl seiner Frau überlassen hätte. Diese Prosa-texte verfasste Niebergall auf Hochdeutsch und wie alle seine Veröffentlichungen unter dem Pseudonym E. Streff oder gänzlich ohne Angabe eines Namens. Im Gegensatz zu seinen beiden Dramen im Darmstädter Platt, dem gefeierten „Datterich“ (1841) und, vier Jahre zuvor erschienen, „Des Burschen Heimkehr oder: Der tolle Hund“ über den Metzger Fritz Knippelius, sind die meisten Erzählungen Niebergalls in Vergessenheit geraten.

Niebergall stirbt am 19. April 1843 im Alter von 28 Jahren. Sein Nachlass ist – abgesehen von Schuldscheinen über 300 Gulden – überschaubar, die Kosten für seine Beerdigung trägt sein Bruder Georg.

Sein „Datterich“, uraufgeführt womöglich erst 19 Jahre nach Niebergalls Tod in Mary Fidy-Hochs Bessunger Sommertheater in Rost’s Chaussee-haus, wird bis heute gespielt, gekannt und gelebt.

Datterich ( Hajo Heist) neben Dummbach (Thomas Schüler) v.r.n.l.

©Jonas Weber

Das Stück – die Kurzfassung

Wir schreiben das Jahr 1841:

Datterich, ein Lebenskünstler ohne Geld und ohne Arbeit, ist ein Pumpgenie, immer auf der Jagd nach einer Flasche Wein, dem nächsten Schoppen, ein unverfrorener Schnorrer, weit überlegen an Wendigkeit und Witz den biederen Bürgersleuten, repräsentiert durch Familie Dummbach und den Drehergesellen Schmidt. Um den jungen Schmidt besser ausnehmen zu können verspricht ihm der Datterich Protektion und versucht den schüchternen Gesellen an Eichen, Datterich Bärchen zu verkuppeln. Alles misslingt kläglich: Evchen geht nicht zum Stelldichein, sondern schickt Dummbachs Tochter Marie, die den Schmidt so liebt, wie der Schmidt eigentlich nur sie. Datterich wird vom groben Schuster Bengler, dem er Geld schuldet, jämmerlich verhauen und von Dummbachs aus dem Haus geworfen. Doch er geht nicht, ohne die Bürger in ihrer Spießigkeit erbarmungslos entlarvt zu haben und kaum ist er draußen, bedauert der einsichtige Bürger, dass bei der Hochzeit von Marie mit Schmidt einer fehlt: der Datterich.

Marga Hargefeld

Die aktuelle Inszenierung am Staatstheater Darmstadt

Zum 100-jährigen Jubiläum der Spielgemeinschaft freuen wir uns sehr, „unser Herzstück“, den Datterich, wieder einmal auf die Bühne bringen zu dürfen. Dieses Jahr sowohl auf die Terrasse des Staatstheaters und auch ins Große Haus.


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„Der Datterich ist unser Herzstück!“

– Marga Hargefeld, Ehrenmitglied